Die größten Denkfehler beim Planen und Erstellen einer Website und Tipps zur Vermeidung

Grundsätzlich sagt einem der gesunde Menschenverstand, wie eine Website auszusehen hat. Das Dilemma dabei ist, dass es für viele Menschen schwierig ist „querzudenken“ und die Website aus Sicht der künftigen Website-Besucher zu sehen, oder noch präziser formuliert: die Website so zu gestalten, dass diese zweckmäßig und zielführend für die gewünschte Zielgruppe ist. Spätestens dann wird klar, dass hinter den kreativen und spielerischen Gedankengängen ein Konzept stecken sollte. Auf die größten Denkfehler beim Planen und Erstellen einer Website, die mir in meiner beruflichen Vergangenheit unter gekommen sind, möchte ich in diesem Beitrag eingehen und einfache Tipps geben um diese zu vermeiden.

Denkfehler beim Erstellen einer Website
Die Grafik soll verdeutlichen, mit welchen Herausforderungen man es zu tun hat, wenn man eine neue Website erstellen will. Da gibt es hundert verschiedene Dinge zu beachten …

Denkfehler #1: Wann ist eine Website fertig?

Es gibt Menschen, die wünschen sich eine Website, die erst dann „online gehen“ soll, wenn sie komplett und im Sinne des Inhabers perfekt ist. Dies sind dann in vielen Fällen jene Projekte, die von Beginn an bedroht sind, zum Scheitern verdammt zu werden. Der Denkfehler liegt darin, dass man glaubt, die Website in ihrer „perfekten“ Form nicht weiter ausbauen / verändern zu müssen. Eine Website die sich nicht regelmäßig weiter entwickelt, ist nicht nur für wiederkehrende Besucher uninteressant, sondern auch für Suchmaschinen und Social Media-Interaktionen. Zudem kommt die chronische Ernüchterung, wenn man feststellt, dass es ein MUST HAVE für jede Website ist, sich auch in technischer Hinsicht „up to date“ zu halten. In diesem Sinne gibt es keine endgültig perfekte Website.

Tipp: Vielleicht macht es sogar Sinn, die geplante Website in „inhaltlich unfertigem“ Zustand online zu stellen und die potenzielle vorhandene Content-Power für den regelmäßigen Ausbau zu nutzen. Dabei hilft zum Besipiel ein Contentmanagement-Plan in Form eines Storyboards.

Denkfehler #2: Alles ist wichtig, der Rest ist primär

Ein gravierendes Beispiel für Eigentore bei der Website-Planung ist der sprichwörtliche Wald der vor lauter Bäumen nicht zu sehen ist. Dies macht es nicht nur dem Webmaster schwer fokussiert zu arbeiten, sondern auch dem Website-Besucher zu verstehen, was für einen Sinn / Mehrwert die Website für ihn hat. Grundsätzlich geht es ja darum, dass der Website-Besucher weiß warum er die Website besucht, einen Nutzen daraus hat oder dass er zumindest einen Sinn darin sieht, die Website zu nutzen.

In diesem Zusammenhang ist die Strukturierung der Website und die Benennung der Hauptmenü-Punkte ein beliebter Platz für Gefahren-Potenzial. Um eine Website übersichtlich zu halten, sollte die Hauptmenü-Struktur so schlank wie nur möglich bleiben und sich auf die wirklich wichtigen Ziele der Website konzentrieren. Bei der Wahl der Ziele sollte man realistisch bleiben und der Website nicht zu viel abverlangen. Es ist langfristig viel effektiver, sich auf ein konkretes Ziel zu fokussieren, als mühevoll zu versuchen, zehn verschiedene Ziele abdecken zu wollen. Zudem sollte man nach erfolgter Strukturierung nicht den ursprünglich geplanten Kurs verlassen und keinesfalls ständig die Ziele verändern.

Tipp: Bestimmen Sie zu gleich zu Beginn ein konkretes Haupt-Thema und formulieren Sie dazu ein realistisches Ziel, welches ab nun fokussiert verfolgt wird. Zu Ihrer Beruhigung sei noch gesagt, dass künftig nichts dagegen spricht, weitere Ziele zu definieren, wenn die ersten Milestones gemeistert sind. Dies spricht auch für die Sinnhaftigkeit eines Storyboards, welches weiter oben im Beitrag erwähnt ist.

Denkfehler #3: Prestige und WICHTIG-sein ist alles

Die Gefahr für Menschen, die Prestige suggerieren wollen besteht darin, dass sie mit selbstbezogenem Inhalt keinen Nutzen für die gewünschte Zielgruppe erzielen können. Es ist natürlich legitim und sinnvoll, über sich und die eigenen Erfolge zu berichten, dies sollte aber in dezenter Weise so passieren, dass es vom eigentlichen Ziel der Website nicht ablenkt. Zudem sollte dies nicht arrogant oder unsympathisch vermittelt werden. Eine Möglichkeit, diese Gefahr präventiv auszuschließen, kann dadurch funktionieren, indem man der Eigenwerbung einen getrennten Bereich auf der Website widmet. Empfehlenswert ist es dennoch, den Nutzen für die potenzielle Zielgruppe in das vordergründige Zentrum der Website zu rücken.

Tipp: Glänzen Sie durch Ihre Kompetenz indem Sie auf der Website Wünsche, Probleme und Fragestellungen Ihrer Zielgruppe in den Raum stellen und Anworten / Lösungen dafür anbieten. So schaffen Sie es, sich durch Ihre fachliche Qualifizierung sympathisch und unaufdringlich zu präsentieren.

Denkfehler #4: Das Hauptmenü und seine Tücken

Über die Struktur und Benennung des Hauptmenüs wird prinzipiell relativ spontan und oftmals zu oberflächlich entschieden. Versuchen Sie einmal folgende Gedanken bei der Entscheidung mit einfliessen zu lassen:

  • Wussten Sie, dass das Hauptmenü auch ein Teil Ihres Marketings ist? Das ist wahr, denn Fehler im Hauptmenü können zu einer hohen Absprungrate, niedrigen Platzierungen in Suchmaschinen führen und im schlimmsten Fall potenzielle Kunden daran hindern bei Ihnen zu kaufen. Und das liegt oftmals nur an kleinen Details, welche Website-Besucher tierisch nerven (zB eine Kontakt-Seite ohne Adresse, Ansprechpartner und Telefonnummer).
  • Wenn Sie lediglich als Kontakt-Medium ein Anfrage- oder Bestellformular angeben, dann nennen Sie den Menüpunkt keinesfalls „KONTAKT“, sondern „ANFRAGE“ oder „BESTELLUNG“. Wobei ich persönlich nie auf einer Website anfragen / bestellen würde, die keine Kontakt-Seite hat. Dies hat mit Vertrauen zu tun, denn ich will wissen, bei wem ich anfrage / bestelle.
  • Bedenken Sie immer, was Sie mit der Benennung eines Menüpunktes suggerieren. Die geschürte Erwartungshaltung sollte unbedingt befriedigt werden.
  • Vermeiden Sie auch kreative Formulierungen wie zB “ Get in Touch „. Bleiben Sie bei einfachen, leicht verständlichen und möglichst kurzen Formulierungen.
  • Verwenden Sie einen Blog? Und soll der Blog über einen Hauptmenüpunkt verfügen? Wenn ja, warum eigentlich? Der Blog ist eine Möglichkeit Ihre Website in Suchmaschinen zu finden. Sind die Menschen bereits auf Ihrer Website, dann macht es doch mehr Sinn die Power des Hauptmenüs für Ihr Angebot zu nutzen. Wie wäre es damit, das Blog-Menü im Footer der Website oder in der Seitenleiste zu platzieren? Es geht dabei darum, nicht vom wirklich Wesentlichen auf Ihrer Website abzulenken.
  • Verwenden Sie möglichst keine generischen Formulierungen. Ein Beispiel dazu sind die „Leistungen“ oder „Produkte“ welche Sie anbieten. Haben Sie beispielsweise „nur“ drei verschiedene Produkte, die Sie verkaufen wollen, dann widmen Sie doch jedem Produkt einen Hauptmenüpunkt, anstelle die drei Produkte hinter der Formulierung „Produkte“ zu verstecken. Den Platz dafür im Hauptmenü haben Sie, wenn Sie zB auf den Blog als Menüpunkt verzichten. Wenn Sie mehrere Produkte / Dienstleistungen präsentieren wollen, dann macht es natürlich mehr Sinn eine Produkt-Übersichtsseite zu erstellen und die Produkte / Leistungen als Untermenüpunkte anzuführen.
  • Aber bleiben Sie in jeden Fall kompakt und so reduziert wie möglich mit der Gestaltung Ihres Hauptmenüs. Weniger ist hier im wahrsten Sinne des Wortes MEHR. Studien belegen: Je mehr Auswahl Sie jemanden anbieten, umso länger wird es dauern, bis eine Entscheidung getroffen ist.
  • Das Gleiche gilt auch für das Design des Hauptmenüs. Bleiben Sie hier eher unauffällig und vermeiden Sie große Eyecatcher im Hauptmenü-Bereich. Dadurch wird automatisch dafür gesorgt, dass die Aufmerksamkeit auf den wesentlichen Inhalt der Seite fällt.
  • Ist der Home-Menü-Button wirklich erforderlich? NEIN, das ist er nicht, denn wenn eine Website dahingehend richtig aufgesetzt ist, gelangt man über den Logo-Link im Header zur Startseite. Aus Sicht von Suchmaschinen ist es ebenfalls überflüssig (sogar ein kleinwenig störend für die interne Linkstruktur) einen extra Home-Menüpunkt anzulegen, da im Header zwei Links auf die Startseite führen. Zudem kann man zusätzlich Platz sparen für die wirklich wichtigen Hauptmenüpunkte.
  • Haben Sie Seiten mit geringem Traffic als Hauptmenüpunkt definiert? Warum widmen Sie jener Seite/n dann einen so wichtigen Platz im Hauptmenü? Über Google Analytics können Sie genau sehen, welche Seite wie oft besucht wird. Eine typische Seite dafür sind die FAQs, denen oftmals nicht wirklich viel Bedeutung in diesem Zusammenhang geschenkt werden muss. FAQs haben die primäre Aufgabe Ihnen lästige Anfragen vom Hals zu halten und nicht Kunden zu gewinnen.
  • Nutzen Sie die Möglichkeit, aktive Menüpunkte optisch anders darzustellen. Das hilft dem Website-Besucher bei der Orientierung auf Ihrer Website.
  • Im Idealfall bestehen Ihre Hauptmenüpunkte aus einem möglichst kurzen Wort. Vermeiden Sie jedenfalls mehrere Wörter oder Sätze.
  • Haben Sie viele Untermenüpunkte? Dann nutzen Sie die Möglichkeit von Mega-Menüs, die viel Freiraum für Untermenüpunkte bieten.
  • Halten Sie sich an gebräuliche Standard-Platzierungen (rechts oben im Header). Das sind die Menschen gewöhnt und damit können sie leicht umgehen.
  • Machen Sie nicht den Fehler die Hauptmenüpunkte auf gewissen Seiten zu verändern. Das Hauptmenü sollte auf allen Seiten gleich angezeigt werden.
  • Verwenden Sie keine Buttons, sondern Text-Links für das Hauptmenü. Dies ist auch für Suchmaschinen von relevanter Bedeutung.

Denkfehler #5: Kreativität ist grenzenlos

Die vielseitigen Möglichkeiten des modernen Webdesign birgt die Gefahr sich maßlos in kreativen Auswüchsen zu verlieren. Jeder graphische Eyecatcher und jede Ableckung vom eigentlichem Inhalt kann für Besucher der Website als störend empfunden werden. Daher ist es ratsam sich auf ein paar wenige „Specials“ zu reduzieren. Wählen Sie daher aus dem reichhaltigen Fundus eine für Sie stimmige Besonderheit aus und sorgen Sie dafür, dass diese optisch und inhaltlich gut zum Rest der Website passt.

Seien Sie ja nicht kreativ beim Erstellen des Contents (Text, Bild, Video, Tabelle, Download, …). Die optische Aufbereitung (Bildgröße, Schriftfarbe, Schriftgröße, Hintergrund, …) sollte auf jeder Seite gleich sein. Es empfiehlt sich, den Website-Hintergrund so dezent wie möglich, im Idealfall in Weiß zu halten und die Textfarbe in einem hohen Kontrastverhältnis (dunkel-grau, schwarz, …) einheitlich auszuwählen. Sie können die Überschriften anders stylen (hervorheben) aber auch dies sollte einheitlich auf der gesamten Website so sein. Ebenso ist es zu empfehlen, sich einheitlich für links- oder rechtsbündige Darstellung der Bilder zu einigen. Im Idealfall sind alle Inhaltsbilder gleich groß. Bei der Wahl des Bildmaterials ist im Idealfall auf den Stil / Farbton zu achten, was in der Regel / Praxis eher sehr schwer zu bewerkstelligen ist.

Achten Sie auch darauf, dass Buttons, Icons und sonstige Grafiken im gleichen Stil und mit gleicher Semantik (Bedeutung) auf der Website verwendet werden. Dies hilft Ihren Besuchern ebenfalls, sich auf Ihrer Website zurecht zu finden.

Beim Text ist es wichtig, dass Textzeilen nicht zu lange sind, da es schwer fällt beim Lesen in die nächste Zeile zu finden. Daher macht es Sinn, wenn Sie keine Seitenleiste verwenden, themenrelavente Bilder neben den Text zu platzieren. Dies unterstreicht die Aussagekraft des Beitrags und reduziert automatisch die Zeilenlänge.


Es gibt noch viele weitere Denkfehler beim Planen und Erstellen einer Website. Wenn Sie sich nicht sicher sind, wie Sie am besten Ihre Website umsetzen oder verändern sollen, dann können Sie mir gerne Ihre Anfrage senden.