Eine theoretische Annäherung an positive Social Media User Experience auf Mikro-Ebene

Dieser theoretische Beitrag stellt die Hypothese auf, dass positive Nutzererfahrungen auf Social Media überwiegend auf der Mikro-Ebene (siehe: Analyseebenen der Soziologie) sozialer Interaktion entstehen. Je höher die soziale Ebene (von Mikro- über Meso- bis zur Makro-Ebene) umso stärker treten strukturelle und systemische Problematiken hervor, die das subjektive Nutzungserleben negativ beeinflussen können. Die Hypothese sieht positive User Experience auf Social Media in den Bereichen Nähe, Kontrolle und Relevanz auf der Mikro-Ebene, während auf höheren Ebenen Polarisierung, Vergleichsdruck und algorithmische Verzerrung dominieren.

social media user experience

Ambivalenz der Social Media Ökonomie

Social Media prägt mittlerweile den Alltag von Milliarden Menschen. Während Plattformen wie Instagram, Facebook, TikTok oder X einerseits für sozialen Austausch, Unterhaltung und Zugehörigkeit stehen, sind sie zugleich Schauplatz von Desinformation, Hate Speech und psychischem Belastungspotenzial geworden. Diese Ambivalenz lässt sich nicht nur inhaltlich, sondern auch in struktureller Form betrachten. Daher wird hier der Versuch unternommen, hier nun folgender Frage auf den Grund zu gehen: „Inwieweit lässt sich die Qualität der Nutzererfahrung auf Social Media durch die soziale Analyseebene der Interaktion erklären?“

Über die soziologischen Analyseebenen im Social Media-Kontext

Die Unterscheidung von Analyseebenen folgt analogen und konservativen soziologischen Modellen. In Bezug auf Social Media wird dies übertragen auf den digitalen Raum. Die Regeln der Analyse sind dabei ähnlich, wenngleich auf Social Media gewisse Dynamiken und „Brandbeschleuniger“ im Vergleich zur analogen Welt gewisse neue Akzente setzt und somit Verzerrungen in der Interpretation bewirken können.

Mikro-Ebene

  • Direkte, persönliche Kommunikation (Chats, enge Freunde, kleine Gruppen)
  • Starke soziale Bindung, hohe Relevanz
  • Geringe Sichtbarkeit, daher weniger normativer Druck

Meso-Ebene

  • Mittelgroße Gruppen, öffentliche Diskussionen in Communities
  • Erste systemische Dynamiken (z. B. Gruppenkonformität, toxische Subkulturen)
  • Wechselspiel zwischen Nähe und Fremdheit

Makro-Ebene

  • Plattformweite Interaktionen (virale Inhalte, Trending Topics)
  • Sichtbarkeit und Reichweite wichtiger als Authentizität
  • Höchste Anfälligkeit für Polarisierung, Shitstorms, algorithmische Verstärkung
analyseebenen soziologie und social media marketing

Hypothese über die Social Media User Experience auf Mikro-Ebene

Die Hypothese dieses Beitrags in Bezug auf die positive Social Media User Experience auf Mikro-Ebene – beziehungsweise mögliche negative User Experience auf Meso- oder Makro-Ebene – lautet: „Je höher die soziale Interaktionsebene auf Social Media, desto stärker treten strukturelle Risiken zutage, die die Nutzererfahrung negativ beeinflussen.“

Daraus kann man nun schlussfolgern:

  • Positive Effekte (Zugehörigkeit, Unterstützung, Humor) konzentrieren sich auf der Mikro-Ebene.
  • Negative Effekte (Vergleichsdruck, Hassrede, Entfremdung) akzentuieren sich auf Meso- und Makro-Ebene.

Diese theoretische Hypothese bietet einen Zugang zur Bewertung digitaler Interaktionen, insbesondere im Hinblick auf das psychische Wohlbefinden einzelner Personen, dessen Selbstbild und der jeweiligen Diskurskultur. Sie legt nahe, dass Social Media Plattformen, die Interaktionen auf Mikro-Ebene fördern, von Natur aus zu positiveren Nutzererfahrungen führen als öffentlichkeitsorientierte Plattformen, die Reichweite bieten und generieren wollen.

Fachliche Hilfe benötigt?

Wenn Sie Fragen zu diesem speziellen Thema haben, dann stehe ich Ihnen gerne beratend zur Verfügung. Senden Sie mir bitte einfach Ihre unverbindliche Anfrage.

markus steinacher
Markus Steinacher