Seit dem WordPress-Sicherheitsupdate auf Version 6.8.3, bei welchem zwei relevante Lücken im System geschlossen worden sind, wird auch das „Spekulative Laden“ in WordPress kommuniziert. Um was es sich dabei handelt, das sehen wir uns in diesem Beitrag an. Das spekulative Laden soll die User Experience in Bezug auf Ladezeitoptimierung erhöhen, was sich auch positiv auf SEO-relevante Aspekte der jeweiligen Website auswirken könnte / sollte. Wie und ob das für das jeweilige Projekt dann wirklich von Relevanz ist, sei dahin gestellt, da mit spekulativem Laden auch eine erhöhte Serverauslastung einhergehen kann.

Nahezu sofortiges Laden von Seiten und Beiträgen dank spekulativem Laden
In der WordPress-Ankündigung zu Version 6.8.3 findet man unter den Neuerungen im System die Headline „Nahezu sofortiges Laden der Seite dank spekulativem Laden“. Mit WordPress 6.8 werden damit Seiten und Beiträge schneller als jemals zuvor geladen. Das bedeutet, dass wenn jemand mit dem Mauszeiger über einen Link fährt oder diesen Link anklickt, WordPress die nächste Seite bereits vorab laden kann, um ein reibungsloseres, nahezu sofortiges Laden der nächsten Seite zu ermöglichen. Das System sorgt für ein Gleichgewicht zwischen Geschwindigkeit und Effizienz, und man kann die Funktionsweise mit einem Plugin oder eigenem Code steuern. Diese neue Funktion funktioniert nur in modernen Browsern. Ältere Browser ignorieren das spekulative Laden einfach, ohne irgendwelche Auswirkungen (zB Darstellungsfehler oder Funktionsbeeinträchtigungen).
Dies ist die Ankündigung von WordPress – soweit so gut – nur was hat es mit diesem spekulativem Laden auf sich?
Grundsätzliches über Spekulatives Laden von Webseiten und Anwendungen
Spekulatives Laden (Speculative Loading) ist eine Technologie des Internets, bei der ein Browser, eine Website oder eine Anwendung (App) Inhalte im Hintergrund vorlädt, noch bevor der Nutzer aktiv die Anwendung startet bzw. die Seite öffnet. Grundsätzliches Ziel ist es, die gefühlte Ladezeit für den Nutzer zu verkürzen und damit die User Experience zu verbessern, da die Seite bereits geladen ist, wenn der Nutzer sie tatsächlich aufruft oder Anwender startet. Diese Methode wird durch die Speculation Rules API unterstützt, die es ermöglicht, mit hoher Wahrscheinlichkeit benötigte Ressourcen vorauszuberechnen und vorab im Hintergrund zu starten.
Möglicher Nachteil dieser Technologie
Der Server erhält durch spekulatives Laden viel mehr Requests, weil Seiten im Hintergrund geladen werden, auch wenn der Nutzer sie vielleicht nie anklickt. Bei schwachen Servern (oder zu hoher Auslastung in Spitzenzeiten) kann sich die Performance der Website durch diese Technologie auch negativ auswirken.
Insofern ist es meiner Meinung nach nicht ganz korrekt, wenn man bei spekulativem Laden von einer Performanceerhöhung spricht, sondern eher von einer Vortäuschung der Performanceerhöhung. Im Idealfall kann der Anschein für den User erweckt werden, dass die Website schneller ladet, obwohl dies eigentlich nicht der Fall ist. Im Gegenteil: Spekulatives Laden ist im Sinne von Ressourcenschonung nicht effizient, da im Hintergrund viel mehr geladen werden muss, als eigentlich notwendig ist.
Bevor man nun zu viel Zeit und Mühe in spekulatives Laden mit WordPress investiert, sollte man sich mit anderen Aspekten der Performanceerhöhung befassen, wie zum Beispiel die Verwendung von effizienten Bildformaten, wie dem WebP, Lazy Load und weiteren Maßnahmen um WordPress schneller zu machen.
Serverauslastung durch Spekulatives Laden
Wie bereits erwähnt, bedeutet Spekulatives Laden, dass der Server mehr Requests erhält, weil Seiten im Hintergrund geladen werden, auch wenn der Nutzer sie vielleicht nie anklickt. Wesentliche Faktoren, welche die Server-Auslastung beeinflussen sind unter anderem die Anzahl der internen Verlinkungen auf der Webseite. Je mehr Links vorgeladen werden, desto mehr Requests passieren womöglich zeitgleich am Server.
Anzahl der internen Verlinkungen
Nun wissen wir, dass interne Verlinkungen für SEO von großer Bedeutung sind. Es ist ein Widerspruch, die Anzahl von internen Verlinkungen zu reduzieren um eine vorgetäuschte Performanceerhöhung zu generieren.
Methode des Vorladens
Ein weiterer Faktor, der die Server-Auslastung beeinflusst, ist die Methode des Vorladens:
- Prefetch beim Hover: Inhalte / Anwendungen werden nur geladen, wenn der Nutzer mit der Maus in die Nähe des Links kommt (<link rel=“prefetch“>). Dies generiert weniger Server-Auslastung als Prerender / Preload.
- Prerender / Preload aller internen Links: Mit dieser Methode wird auf Verdacht alles vorgeladen, was vorgeladen werden kann. Dadurch passieren potenziell sehr viele Requests, was wiederum beim gewöhnlichen Surfen schon eine deutlich höhere Serverauslastung provoziert.
Traffic auf der Website
Der Traffic auf der eigenen Website ist ebenfalls ein Kriterium, was die Server-Auslastung beeinflusst. Bei einer kleinen Website mit ein paar Besuchern pro Tag sollte es zu keiner Auslastungsproblematik kommen. Eine kleine Website hat in der Regel auch nicht viele interne Links. Bei einer kleinen Website sollte sich ohnehin die Frage der Notwendigkeit für spekulatives Laden stellen. Meiner Ansicht nach ist das dann nicht erforderlich.
Bei einem Onlineshop oder Magazin mit 50.000+ Besuchern täglich kann spekulatives Laden die Serverkosten und Auslastung spürbar erhöhen oder aber die Website-Performance in Spitzenzeiten maßgeblich beeinträchtigen.
Bessere Serverleistung durch Caching
Mit einem starkem Caching (zB Full-Page Cache wie LiteSpeed Cache, WP Rocket, Cloudflare) werden die meisten spekulativen Requests sehr schnell bedient. Dies sollte nur eine geringe Zusatzlast bedeuten. Ohne Cache (zB bei dynamischen, personalisierten Seiten) erzeugt jede zusätzliche Anfrage mehr Datenbank- und PHP-Auslastung am Server.
Fazit: Ist spekulatives Laden ein Nachteil oder nicht?
Ja, spekulatives Laden kann ein potenzieller Nachteil sein, wenn mehr Requests zu höherer Server-Auslastung und Bandbreitennutzung führen. Aber, wenn man konsequent auf Caching setzt, ist die Mehrbelastung in den meisten Fällen überschaubar. Problematisch wird es nur bei schwachem Hosting (zB Shared Hosting mit Limits), sehr vielen Besuchern oder schlecht konfiguriertem Cache.
Tipps im Umgang mit spekulativem Laden:
- Spekulatives Laden nur für interne Links aktivieren (keine externen Seiten).
- Prefetch beim Hover-Methode nutzen (lädt nur interne Links vor, die wahrscheinlich angeklickt werden).
- Caching/CDN verwenden, damit die zusätzlichen Requests nicht die Datenbank belasten.
- Monitoring verwenden um zu sehen, ob die Server-auslastung steigt.
Ergänzend über das spekulative Laden im Allgemeinen
„Spekulatives Laden“ (speculative loading) ist ein Begriff, der in verschiedenen Zusammenhängen vorkommen kann und daher je nach Fachgebiet etwas unterschiedlich zur Anwendung komm:
- In der Prozessorarchitektur (CPU): Performance durch spekulative Befehlsausführung, aber mit möglichen Sicherheitsrisiken.
- In Webbrowsern und Netzwerken: Schnellere Ladezeiten durch Vorabladen von Ressourcen (wie zB auch Webseiten).
- In Datenbank- und Betriebssystemen: Effizienzsteigerung durch frühzeitiges Bereitstellen von Daten.